TRAUMATHERAPIE
Somatic Experiencing® (SE) ist eine psychologische Behandlung für Menschen, die durch traumatische Erfahrungen belastet sind. Diese Methode eignet sich besonders, die Folgen von Schock und Trauma aufzuarbeiten, und hilft den Betroffenen, wieder Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die eigene Lebensenergie zu gewinnen.
Die Verarbeitung von überwältigenden Erlebnissen, Schocktraumata wie Verkehrsunfällen, Stürzen, Operationen, schweren Krankheiten, von Missbrauch, Gewalt und Bedrohung, Verlust eines nahen Menschen, Naturkatastrophen, Krieg, u.a.m. erfordert bei nachfolgenden Hilfestellungen oder therapeutischen Maßnahmen eine besondere Sichtweise. Somatic Experiencing bietet die Möglichkeit, mit solchen Erfahrungen besonders behutsam, dennoch in der Tiefe erfolgreich zu arbeiten.
LITERATURHINWEISE
Trauma-Heilung- Das Erwachen des Tigers
(Dr. Peter A. Levine)
Sprache ohne Worte
(Dr. Peter A. Levine)
Trauma-Lösungen
(Diane P. Heller & Laurence S. Heller)
Kinder vor seelischen Verletzungen schützen
(Dr. Peter A. Levine & Maggie Kline)
Verwundete Kinderseelen heilen
(Dr. Peter A. Levine & Maggie Kline)
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Webseite des Vereins „Somatic Experiencing Deutschland e.V.“ unter www.somatic-experiencing.de
WAS IST EIN TRAUMA?
Ein Trauma ist jedes Ereignis, das unsere Schutzhülle verletzt und uns mit einem Gefühl der Überwältigung und Hilflosigkeit zurücklässt. Traumatisierende Erlebnisse haben vielerlei Gestalt: Verkehrsunfälle, Stürze, Operationen, zahnmedizinische Behandlungen, schwere Krankheiten, Verletzungen oder der Verlust einen nahen Menschen gehören genauso dazu wie Gewalt, Krieg, Naturkatastrophen oder Missbrauch.
Grundsätzlich stehen uns in solchen Situationen drei angeborene Überlebensstrategien zur Verfügung: Flucht, Kampf oder Totstellreflex (Erstarrung).
Gelingt uns Flucht oder Kampf, stellt sich im Organismus meist das natürliche Gleichgewicht wieder ein. Können die ersten beiden Optionen allerdings nicht erfolgreich ausgeführt werden, greift der Totstellreflex. Die zuvor bereitgestellten Energien bleiben im Nervensystem gefangen und werden nicht entladen. Diese im Nervensystem gebundene Energie nennen wir Trauma.
Somit definiert SE Traumata als biologisch unvollständige Antwort des Körpers auf eine lebensbedrohlich erfahrene Situation. Im Unterschied zu anderen Trauma-Behandlungs-Methoden arbeitet SE weniger mit dem Ereignis als Ursache des Traumas, sondern vielmehr mit der Reaktion des Körpers auf dieses Ereignis.
WELCHE FOLGEN HAT EIN TRAUMA?
Wenn diese Energien nicht gelöst sind, reagiert der Organismus als würde die Bedrohung weiterhin bestehen. Die in der Gegenwart zu beobachtenden Verhaltensmuster, Reaktionsweisen, Überzeugungen, Gefühle und Gedanken der Person sind oft noch mit den erschreckenden Erfahrungen der Vergangenheit gekoppelt.
Für die Betroffenen entstehen verwirrende, beängstigenede psychische und somatische Symptome wie beispielsweise
- Überregbarkeit/ Nervosität/ ständige Anspannung/ Reizbarkeit/ Wutausbrüche
- Ängste oder Panikattacken
- Depressionen
- Schlaflosigkeit/Alpträume
- chronische Müdigkeit/Burn-Out
- Empfindungslosigkeit oder Apathie
- chronische Schmerzen
- Migräne
- Herzrasen/erhöhter Blutdruck
- Appetitschwankungen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Bindungsunfähigkeit
Diese Symptome müssen nicht direkt nach dem traumatisierenden Ereignis auftreten- sie können auch erst viel später auftreten.
WIE FUNKTIONIERT SE?
Mit SE wird das traumatische Ereignis körperlich und geistig neu verhandelt.
Dabei ist nicht das Ereignis selbst entscheidend, sondern vielmehr die Reaktionsweise des Nervensystems, d.h. wie die physiologischen Regulationskräfte mit der Bedrohung fertig geworden sind. Mit SE ist es möglich, ohne Inhalt oder Erinnerung zu arbeiten, wenn das Ereignis zu belastend erscheint. Eine mögliche Retraumatisierung bei der Aufarbeitung wird vermieden, indem die im Nervensystem gebundene Energie schrittweise zur Entladung kommt.
Wesentliche Elemente im Heilungsprozess sind:
– Ressourcenbildung
(Ressourcen = jede positive Erinnerung, jede Person, jeder Ort, jede Handlung und jede persönliche Fähigkeit, die auf den Körper beruhigend wirkt)
– Erdung
– Zentrierung
– Nachspüren (tracking)
der Körperempfindungen, der Verhaltensweisen, Gefühle, Gedanken der Bilder und Bewegungen.
Zuerst werden mit den Klienten jene Ressourcen entwickelt, die während der ursprünglichen Situation fehlten oder unzureichend waren.
Auf dieser gestärkten Basis erfolgt dann die Annäherung an das Trauma.
Im Pendeln zwischen den Ressourcen und der für das Nervensystem überwältigenden Erfahrung wird die gebundene Überlebensenergie gelöst. Die Veränderung erfolgt bewusst in kleinen Schritten, damit das System sie auch wirklich integrieren kann.
So kann der Körper die Reaktion auf die Bedrohung auf natürliche Weise zum Abschluss bringen und damit die mobilisierte Energie entladen.
Auf diese Weise findet das Nervensystem wieder zu seiner ursprünglichen Selbstregulierungsfähigkeit zurück, die Symptome können sich lösen.
WER HAT SE ENTWICKELT?
Entwickler des Somatic Experiencing ist Dr. Peter A. Levine. Der Gründer und Präsident der „Foundation for Human Enrichment“ in Colrado, USA hat sich mit diese Non-Profit-Organisation zum Ziel gesetzt, die Beziehung zwischen Trauma und dem scheinbar endlosen Kreislauf von Gewalt und Krieg zu unterbrechen.
Dr. Peter Levine promovierte in medizinischer Biophysik und in Psychologie. Er war Berater für die NASA während der Entwicklung des Space Shuttles und hat an zahlreichen Kliniken und Schmerz-Zentren in den Vereinigten Staaten und Europa gelehrt. Seine dreißigjährige Forschungstätigkeit in den Bereichen Stress und Trauma fand in vielerlei Publikationen ihren Niederschlag.